Kontaktloses Thermometer

Aus HSHL Mechatronik
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Skizze eines 3-rädrigen Fahrzeugs mit Geschwindigkeiten, Ortsvektoren und Koordinatensystemen zur Herleitung des kinematischen Fahrzeugmodells.

Autoren: Alexander Gossen, Markus Esjutin
Betreuer: Prof. Göbel/Prof. Schneider

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Einleitung

Im Rahmen des Praktikums Angewandte Elektrotechnik im Masterstudiengang Business and Systems Engineering im Wintersemester 20/21 ist vorgesehen, dass sich die Studierenden mit einem Microcontroller-Projekt auseinadersetzen, indem das theoretische Wissen aus den folgenden Themengebieten angewendet wird:

  • Schaltungstechnik
  • Elektrotechnik
  • Mess- und Regelungstechnik

Die Studierenden sind aufgefordert ein angemessenes Projekthema mit einem Funduino Uno R3 zu recherchieren und auszuwählen. Hierbei besitzen die Studierenden bezüglich des Lösungskonzepts jegliche Freiheiten und sind nicht eingeschränkt.

Ausschlaggebend für das Projektthema "Kontaktloses Fieberthermometer" war der ausgebrochene Virus Sars-CoV-2 oder besser bekannt als der Coronavirus. Durch die hohen Infektionszahlen seit Anfang des Jahres 2020 sind viele medizinische Hilfsmittel wie z.B. Fieberthermometer schnell ausverkauft oder werden zu überhöhten Preisen angeboten. Deshalb wird dieses Projekt als Motivation gesehen, sein eigenes Fieberthermometer zu entwickeln und anderen die Möglichkeit zu bieten dies nachzubauen.

Anforderungen an das Projekt

Die folgende Liste beschreibt die Anforderungen an das Projekt "Kontaktloses Fieberthermometer:

  • 1. Das Thermometer muss zuverlässige Messergebnisse gewährleisten
  • 2. Das Termometer muss kontaklos messen können
  • 3. Die Messergebnisse müssen visuell oder akustisch kenntlich gemacht werden (z.B. mittels LCD-Display, LED, Lautsprecher)
  • 4. Grenzwertüberschreitungen müssen wie in Anforderung 3 kenntlich gemacht werden

Funktionaler Systementwurf / Technischer Systementwurf

Bei der Größe des zu erstellenden Modells werden die Schritte Funktionaler Systementwurf / Technischer Systementwurf des V-Modells zusammen gelegt und bereits Schnittstellen zwischen den einzelnen Blöcken definiert.

Das Fahrzeugmodell wird unterteilt in

  • ein Block "Gieren und Geschwindigkeit in Achsmitte", in dem die Position und Geschwindikeit der Punkte M und D in Fahrzeugkoordinaten K bestimmt werden.
  • und zwei Blöcke "Transformation und Integration Punkt M/D", in denen Position und Geschwindikeit der Punkte M und D in Inertialkoordinaten I bestimmt werden.
Funktionaler Systementwurf für die Modellierung eines 3-rädrigen Fahrzeugs mit Geschwindigkeiten, Ortsvektoren und Koordinatensystemen.

Komponentenspezifikation

Das Modell wird insgesamt als Komponente aufgefasst, d. h. die einzelnen Blöcke aus dem Systementwurf werden als Bestandteil der Komponente "Fahrzeugmodell" definiert. An dieser Stelle wäre es selbstverständlich möglich, die Komponente weiter aufzuteilen (damit würde die Komponente in Teilsystem umbenannt) und auch beim Testen diese einzelnen Komponenten dann zu berücksichtigen.

Die Spezifikation besteht aus den theoretischen Grundlagen zur Beschreibung von der ebenen Fahrzeugbewegung.

Ansatz

Bei der Bestimmung der Geschwindigkeit in M wird mit dem Satz "räumliche Bewegung" die bekannte Geschwindigkeit in R, der Relativdrehvektor der Koordinatensysteme K gegenüber I sowie der Ortsvektor zwischen R und M verwendet (siehe [1]):

Im körperfesten Koordinatensystem K beschrieben folgt eine Beschreibung, in der jeder Term selbst 3 Komponenten (x, y, z) enthält und mit denen jetzt im jeweiligen Koordinatensystem gerechnet werden kann (das ging bei der vektoriellen Schreibweise oben noch nicht!).


x-y-z-Komponenten einsetzen und Geschwindigkeit in M bestimmen

Mit den eingetragenen Komponenten sieht die Gleichung wie folgt aus:

Bestimmung der Gierrate

Zur Bestimmung der Gierrate wird obiger Ansatz erneut verwendet, um von der bekannten Geschwindigkeit in R auf die ebenfalls bekannte Geschwindikeit in L "zu schließen", sodass der Relativdrehvektor der Koordinatensysteme K gegenüber I in K-Koordinaten bestimmt werden kann (jetzt mit Komponenten besser Spaltenmatrix genannt: ). Es folgt:

.

Mit eingesetzten Komponenten ergibt sich im körperfesten System K:

.

Aus Zeile 1 der obigen Gleichung kann die Gierrate (selbstverständlich im körperfesten System K) mit nachstehendem Zusammenhang ermittelt werden.

Umgestellt folgt daraus:

Position der Punkte M und D in Inertialkoordinaten

Um die Position des Punktes M in Inertialkoordinaten zu berechnen, wird seine Geschwindigkeit in Intertialkoordinaten I benötigt, da diese dann durch eine einfache Integration in die Position überführt werden kann. Im körperfesten System ist dies nicht erlaubt bzw. möglich, da dieses sich dreht! Mit Hilfe einer Transformationsmatrix kann diese Umrechnung in einem Schritt erfolgen.


Der über den Ortsvektor von R nach D beliebig wählbare Punkt D kann genauso wie oben der Mittelpunkt M behandelt werden. Die Gleichungen in Kurzform dazu sind wie folgt.

Im körperfesten Koordinatensystem K beschrieben folgt eine Beschreibung, in der jeder Term selbst 3 Komponenten (x, y, z) enthält und mit denen jetzt im jeweiligen Koordinatensystem gerechnet werden kann (das ging bei der vektoriellen Schreibweise oben noch nicht!).

Das Ergebnis für D lautet:

mit dieser zuvor ausgemessenen Spaltenmatrix .


Programmierung

Die Programmierung ist nun auf Basis der oben ermittelten Gleichungen möglich und erfolgt in Matlab/Simulink.


Matlab

Über ein Start-Skript werden alle relevanten Parameter gesetzt und das Modell geöffnet.

%%%
%%% Simulation des Ardumower-Fahrzeugs
%%%
%%% Prof. Mirek Göbel, 08.06.2017

%% Initialisierung
clc; clear; close all;


%% Einstellungen
PAR_Darstellung_Schalter_EIN_bit = 1;
Simulinkmodus = 1;
addpath ../Hauptprogramm/funktionen/;
addpath ../Hauptprogramm/libraries/;
addpath ../Hauptprogramm/parameter/;


%% Parameter
PAR_FZG_spurweite_f64 = 0.4; % in m
PAR_FZG_radstand_f64 = 0.4; % in m
PAR_FZG_abstand_sensor_VA_f64 = 0.23; % Abstand des Perimeter-Sensors von der Vorderachse in m
T = 0.01; % Schrittweite für die Simulation (gilt für das ganze Modell)
PAR_VIS_Anzahl_Schritte_n = 10; % Angabe, alle wieviel Schritte etwas dargestellt werden soll

% Startwinkel
PAR_FZG_psi0_I_f64 = 0; % Start-Gierwinkel in rad
cospsi =  cos(PAR_FZG_psi0_I_f64); % zur Abkürzung / Vermeidung von Schreibarbeit (s. u.)
sinpsi =  sin(PAR_FZG_psi0_I_f64); % zur Abkürzung / Vermeidung von Schreibarbeit (s. u.)

% Startweg des Mittelpunktes M
PAR_FZG_x0_I_f64 = 0; % Start-x-Weg in m
PAR_FZG_y0_I_f64 = 0.5; % Start-y-Weg in m


% Startweg des Punktes D
r_MDx_K = PAR_FZG_radstand_f64/2 + PAR_FZG_abstand_sensor_VA_f64;
r_MDy_K = PAR_FZG_spurweite_f64/2 + 0;
PAR_FZG_xD0_I_f64 = PAR_FZG_x0_I_f64 + cospsi*r_MDx_K + sinpsi*r_MDy_K; % Start-x-Weg des Punktes D in m
PAR_FZG_yD0_I_f64 = PAR_FZG_y0_I_f64 - sinpsi*r_MDx_K + cospsi*r_MDy_K; % Start-y-Weg des Punktes D in m


%% Modell auf!
open('fahrzeugmodell2017a.slx');

Simulink

In Simulink werden die o. g. Gleichungen verwendet, um die in der Funktionsstruktur genannten Blöcke mit Leben zu füllen. Das Simulink liegt hier: Datei:Fahrzeugmodell2017a.zip.


Abbildung [Programmierung 1] zeigt die Subkomponente zur Berechnung der Gierrate, aus der mittels Integration (1) der Gierwinkel berechnet wird.

[Programmierung 1] Simulink-Modell zur Bestimmung der Gierrate und körperfesten Geschwindigkeit in den Punkten M und D

Dies ist der Winkel zwischen den x-Achsen der Koordinatensysteme I und K. Die Parameter in blau (4) werden den beiden Blöcken (3) und (4) zur Verfügung gestellt, worin die Geschwindigkeit in K-Koordinaten in den Punkten M und D bestimmt wird.


Diese beiden körperfesten Geschwindigkeiten werden in der nächsten Subkomponente aufgegriffen, siehe Abbildung [Programmierung 2].

[Programmierung 2] Simulink-Modell zur Bestimmung der Inertial-Geschwindigkeit in den Punkten M und D und Integration zur Positionsbestimmung

Hier wird mittels des Gierwinkels die aktuelle Transformationsmatrix zwischen den Koordinatensystemen I und K ermittelt (Transformation von K nach I, Block (1)). Damit ist nun die Transformation der körperfesten Geschwindigkeiten in das Intertialsystem mölglich (2). Die reine Integration ohne Berücksichtigung von Drehtermen ist nur im I-System erlaubt, sodass nun diese Inertialgeschwindigkeiten durch Integration (3) und (4) in absolute Positionen in I-Koordinaten umgerechnet werden können!

Komponententest

Da es sich bei dieser Entwicklung um die einer einzelnen Komponente handelt, schließt der Komponententest mit dem Testbericht die Entwicklung ab.

ID Testfallbeschreibung Eingang Eingang Erwartetes Ergebnis Testergebnis Testperson Datum
1 Das Fahrzeugmodell steht. 0 0 Alle Ausgänge sind Null. OK Prof. Göbel 10.06.2017
2 Das Fahrzeugmodell fährt eine Rechtskurve. 1 0 Rechtskurve: Negative Gierrate, negativer Gierwinkel. OK Prof. Göbel 10.06.2017
3 Das Fahrzeugmodell fährt eine Linkskurve. 0 1 Linkskurve: Positive Gierrate, positiver Gierwinkel. OK Prof. Göbel 10.06.2017
4 Das Fahrzeugmodell fährt geradeaus. 1 1 Keine Gierrate und Gierwinkel, . OK Prof. Göbel 10.06.2017

Als Abschluss zeigt die letzte Abbildung dieses Artikels eine Ergebnisdarstellung der Fahrzeugbewegung in I-Koordinaten (Draufsicht).

Ergebnisdarstellung für die Modellierung eines 3-rädrigen Fahrzeugs in einer x-y-Draufsicht

Fazit

Das Modell ist fertig und funktioniert wie gewünscht! Somit ist die Entwicklung von Algorithmen möglich, ohne ein Fahrzeug in Hardware zur Verfügung zu haben. Dadurch eröffnen sich ernorme Möglichkeiten wie z. B. simultanes Entwickeln, automatisiertes Testen, simulative Auslegung von Reglern u. s. w.!

Literaturverzeichnis

  1. M. Göbel: Formelsammlung Mehrkörpersysteme und Robotik, HSHL, Version 29.06.2017



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