Gewichtsgeregelte Flüssigkeitsdosierung

Aus HSHL Mechatronik
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Autor: Asmaa Kachout Aarourou & Daniel Gosedopp & Florian Pichmann
Betreuer: Marc Ebmeyer


Einleitung

Im Studiengang Business and Systems Engineering wird im Rahmen des Fachpraktikums "Angewandte Elektrotechnik" ein Gruppenprojekt entwickelt.

Dieses Projekt befasst sich mit einer gewichtsgeregelten Flüssigkeitsdosierung, die für Anwendungen mit grammgenauen Gewichtsanforderungen verwendet werden kann. Als Beispiel kann hier die Chemieindustrie bei der Abfüllung von Reinigungs-/Pflegeprodukten oder das Mixen von Nährstofflösungen für Pflanzen genannt werden. Auch der Einsatz in Schulen zur Durchführung von Experimenten mit Flüssigkeiten ist möglich.

Der Automat soll eine gewünschte Flüssigkeitsmenge mittels einer Pumpe und Schlauchverbindungen aus einem Tank in ein bereitstehendes Gefäß einfüllen. Die Sollmengenvorgabe wird mit einem Touchscreen realisiert. Hier kann entweder direkt das Gewicht oder die bekannte Dichte der Flüssigkeit zusammen mit dem gewünschten Volumen in z.B. Milliliter vorgegeben werden. Der Regelkreis wird mithilfe einer Wägezelle als Sensor, auf der das Zielbehältnis platziert wird, und einer Peristaltikpumpe (Schlauchpumpe) als Aktuator realisiert. Die Software (Signalverarbeitung, Regler) läuft auf einem Mikrocontroller. Die Vorgehensweise bei der Bearbeitung des Projekts orientiert sich am V-Modell, weshalb auch dieser Wiki-Artikel in die Phasen des V-Modells bis zum Komponententest gegliedert ist.

Insgesamt besteht das Projekt aus den drei Hauptteilen Hardwareaufbau, Software für Signalverarbeitung und Regler sowie Software für das Touchdisplay. Die Arbeitsaufteilung innerhalb der Gruppe erfolgt an diesen Teilen.

Anforderungen

Tabelle 1: Anforderungsliste
ID Typ (I = Info, A = Anforderung) Kapitel Inhalt Ersteller Datum Geprüft von Datum
001 I 1 Hardware
002 A Es muss eine Wägezelle verbaut werden, welche in der Lage ist, die Flüssigkeitsmenge mit einer Genauigkeit von +/- 1g zu messen. Pichmann 05.10.2023 Kachout, Gosedopp 06.10.2023
003 A Es wird eine regelbare Peristaltikpumpe (Schlauchpumpe) verbaut. Pichmann 05.10.2023 Kachout, Gosedopp 06.10.2023
004 A Zur Sollwertvorgabe wird ein Touchdisplay verwendet (HMI). Hier kann entweder ein gewünschtes Gewicht oder die Dichte der Flüssigkeit zusammen mit dem gewünschten Volumen angegeben werden. Pichmann 05.10.2023 Kachout, Gosedopp 06.10.2023
005 A Für die Daten- und Signalverarbeitung, die Regelung und die Anbindung des Touchdisplays wird ein Arduino Mikrocontroller genutzt. Pichmann 05.10.2023 Kachout, Gosedopp 06.10.2023
006 A Es müssen zwei Behälter (z.B. Becherglas) vorhanden sein. Einer dient als Vorrat, der Andere als Zielgefäß. Pichmann 05.10.2023 Kachout, Gosedopp 06.10.2023
007 A Der Transport der Flüssigkeit zwischen den Behältern erfolgt durch Kunststoffschlauchverbindungen. Pichmann 05.10.2023 Kachout, Gosedopp 06.10.2023
008 A Die Energieversorgung wird von einem externen Netzteil übernommen. Dieses muss genug Leistung haben, um die gesamte Elektronik zu betreiben. Pichmann 05.10.2023 Kachout, Gosedopp 06.10.2023
009 I 2 Software
010 A Für die Erstellung der Software wird Matlab/Simulink verwendet. Ggf. wird aus dem Modell C-Code generiert, welcher auf den Arduino geflasht wird. Pichmann 05.10.2023 Kachout, Gosedopp 06.10.2023
011 A Die Software muss die Eingabe auf dem Touchdisplay zu einem Sollwert für die Regelung verarbeiten. Pichmann 05.10.2023 Kachout, Gosedopp 06.10.2023
012 A Es muss ein Kalibriermodus für die Wägezelle vorhanden sein. Die Kalibrierung wird ebenfalls mit Hilfe des Touchscreens vorgenommen. Hierzu ist ein Kalibriergewicht notwendig. Pichmann 05.10.2023 Kachout, Gosedopp 06.10.2023
013 A Das gemessene Ist-Gewicht wird mit dem Sollwert zu einer Regeldifferenz verrechnet, sodass der Regler eine Stellgröße zur Ansteuerung der Pumpe berechnen kann. Pichmann 05.10.2023 Kachout, Gosedopp 06.10.2023
014 A Es wird ein stetiger Regler verwendet. Pichmann 05.10.2023 Kachout, Gosedopp 06.10.2023
015 I 3 Dokumentation
016 A Alle Projektdateien werden in SVN hinterlegt. Pichmann 05.10.2023 Kachout, Gosedopp 06.10.2023
017 A Das gesamte Projekt wird im Wiki dokumentiert. Pichmann 05.10.2023 Kachout, Gosedopp 06.10.2023



Tabelle 2: Bill of Materials (BOM)
Anzahl Komponente Preis
1 Kamoer KCM Peristaltikpumpe 50,38€
1 Arduino Mega 2560 15,95€
1 Wägezelle RBS15855 1,95€
1 HX711 24 Bit ADU 0,89€
1 Touchdisplay
1m Kunststoffschlauch 6mm 9,49€


Funktionaler Systementwurf/Technischer Systementwurf


  • Abbildung 1: Skizze funktionaler Systementwurf


  • Abbildung 2: Skizze technischer Systementwurf


Komponentenspezifikation

Die erforderlichen Komponenten und ihre spezifischen Anforderungen sind in diesem Abschnitt detailliert beschrieben.

Wägezelle

Die Wägezelle ist für die präzise Messung des Gewichts der zu dosierenden Flüssigkeit verantwortlich. Die Wägezelle verstärkt und digitalisiert das Signal mit kalibrierter Genauigkeit und dem HX711 24-Bit Analog-Digital-Wandler. Diese Kombination bildet das Fundament für eine äußerst präzise Dosierung, da sie eine beeindruckende Genauigkeit von +/- 1g bei der Messung der Flüssigkeitsmenge ermöglicht.

Kamoer Peristaltikpumpe

Diese Peristaltikpumpe nutzt einen Schrittmotor als Aktuator, welcher mit dem Arduino über einen A4988-Treiberchip angesteuert werden kann. Vom Arduino lassen sich über Digitalpins die Drehrichtung sowie die Geschwindigkeit in gewissen Grenzen einstellen. Außerdem kann die Motorbewegung über einen Enable-Pin ganz abgeschaltet bzw. eingeschaltet werden. Der Schrittmotor wird um einen Schritt weiterbewegt, wenn der Arduino einen Puls auf den Step-Pin des Treiberchips liefert. Über die Pulsfrequenz kann also die Geschwindigkeit der Drehung des Motors eingestellt werden.

Eingänge

  • Geschwindigkeit [Steps/s]
  • Regeldifferenz

Ausgänge

  • STEP An Motortreiber: Puls löst Motorbewegung um einen Schritt aus
  • DIR An Motortreiber: Drehrichtung des Motors
  • ENABLE An Motortreiber: Motorbewegung zulassen oder nicht
ID Kapitel Inhalt Ersteller Datum
1 1 Sobald die Regeldifferenz Null bzw. fast Null ist, wird keine Motorbewegung zugelassen, d.h. ENABLE ist auf LOW. Kachout, Gosedopp 13.11.2023
2 1 ENABLE wird auf HIGH gesetzt, solange geregelt wird. Kachout, Gosedopp 13.11.2023
3 1 Am DIR-Pin liegt immer der Pegel für die korrekte Pumprichtung an. Da nur in eine Richtung gepumpt wird, ist dieser Pegel konstant und hängt von der Einbaurichtung ab. Kachout, Gosedopp 13.11.2023
4 1 Der STEP Pin erzeugt immer einen HIGH-Puls, geht dann wieder auf LOW und wartet die vom Regler vorgegebene Wartezeit ab ehe erneut ein HIGH-Puls ausgegeben wird. Kachout, Gosedopp 13.11.2023

Touchdisplay

Ein innovatives Touchdisplay ermöglicht eine einfache Sollwertvorgabe. Hier kann der Benutzer nicht nur das gewünschte Gewicht, sondern auch die Dichte und das Volumen der Flüssigkeit einstellen. Um eine einfache Interaktion zu ermöglichen, bietet dieses interaktive Human-Machine-Interface (HMI) eine angemessene Displaygröße, eine ansprechende Oberfläche und die Kompatibilität mit dem Arduino.

Eingänge

  • Clock (erzeugt in jedem Sample eine Flanke, ohne funktioniert Simulinkmodell nicht)

Ausgänge

  • Sollgewicht [g]
  • Istgewicht [g]
ID Kapitel Inhalt Ersteller Datum
1 2 Das Sollgewicht (Sollwert der Regelung) wird über das Touchdisplay entweder direkt eingegeben oder über die Formel Sollgewicht = Dichte * Volumen berechnet. Kachout 10.11.2023
2 2 Es gibt einen "Löschen" Button, um falsche Eingaben zu korrigieren. Kachout 10.11.2023
3 2 Im Kalibriermodus wird mit einem bekannten 500g Gewicht kalibriert. Dazu wird zunächst der empfangene Digitalwert ohne Gewicht gespeichert . Danach wird das bekannte Gewicht aufgelegt und der Digitalwert erneut gespeichert (kalWert). Dieser Wert wird im EEPROM des Arduino gespeichert. Gosedopp 10.11.2023
4 2 Mit den Kalibrierwerten berechnet sich das gemessene Gewicht zu: Istgewicht = (500g / kalWert) * Digitalwert Gosedopp 10.11.2023
5 2 Es wird bei Eingaben auf dem Touchdisplay jeweils vorher angezeigt, in welchen Einheiten die Eingaben zu tätigen sind. Gosedopp 10.11.2023
6 2 Das Gewicht wird in Gramm eingegeben. Die Dichte wird in kg/m³ und das Volumen in Milliliter. Gosedopp 10.11.2023
7 2 Läuft die Messung, dann wird das Sollgewicht sowie das Istgewicht auf dem Display angezeigt. Gosedopp 10.11.2023
8 2 Eine laufende Messung kann abgebrochen werden ("Abbruch"-Button). Gosedopp 10.11.2023
9 2 Ist die Messung abgeschlossen, kann durch einen "Fertig"-Button auf die Startseite zurückgekehrt werden. Gosedopp 10.11.2023

Regler

Eingänge

  • Sollgewicht [g]
  • Istgewicht [g]

Ausgänge

  • Wartezeit (zwischen zwei Step-Pulsen)

Parameter

  • Kp
  • Ki
  • Kd
ID Kapitel Inhalt Ersteller Datum
1 3 Ein stetiger Regler berechnet aus der Regeldifferenz eine Stellgröße. Diese ist konkret eine Wartezeit zwischen zwei HIGH-Pulsen. Ein HIGH-Puls erzeugt mittels Schrittmotortreiber eine Drehung um einen Schritt. Kachout, Gosedopp 13.11.2023
2 3 Negative Regeldifferenzen werden durch einen "Saturation"-Block eliminiert (zu Null gesetzt), da die Pumpe die Flüssigkeit nicht zurückpumpt. Kachout, Gosedopp 13.11.2023
3 3 Die Regelgröße darf nicht überschwingen, ebenfalls aus dem Grund, dass die Pumpe nicht zurückpumpt. Kachout, Gosedopp 13.11.2023
3 3 Der Regler besitzt gutes Führungsübertragungsverhalten, da keine Störungen in Form von Abflüssen vorliegen. Kachout, Gosedopp 13.11.2023
4 3 Der Regler muss in der Lage sein, die Sollgröße stationär zu erreichen. Kachout, Gosedopp 13.11.2023

Signalverarbeitung

Eingänge

  • Istgewicht [g]

Ausgänge

  • Istgewicht_filt [g]

Parameter

  • T (Filterzeitkonstante)
ID Kapitel Inhalt Ersteller Datum
1 4 Je nach Güte des Sensorsignals wird ggf. ein Tiefpassfilter zur Glättung eingesetzt. Kachout, Gosedopp 13.11.2023

Umsetzung (HW/SW)

Hardware

Die Umsetzung der Hardware umfasst die Verkabelung und Verlötung der elektrischen Komponenten, sowie die Entwicklung eines Gehäuses, worin die Komponenten untergebracht werden können.
Für das Gehäuse wurde zunächst mittels CAD-Software ein 3D-Modell entworfen, worin auch die einzelnen Komponenten mit deren Abmessungen berücksichtigt wurden. Dadurch konnten die Anordnung der Komponenten und entsprechende Größen einzelner Bauteile bestimmt werden. Durch den benötigten Bauraum stellte sich heraus, dass ein Gehäuse aus Holz sehr gut Umsetzbar ist. In diesem befinden sich dann die Peristaltikpumpe, der ArduinoMega, ein Netzteil zur Spannungsversorgung, ein Spannungswandler, ein Treibermodul für die Pumpe und ein 24bit-Analog-Digital-Umwandler, welcher das Messsignal der Wägezelle verarbeitet. Die Wägezelle selbst wird vor dem Gehäuse montiert. Diese benötigt Abstand zum festen Untergrund und zu dem "Wiegeteller", auf dem das Gefäß, in dem die Flüssigkeit gewogen wird, abgestellt werden kann. Durch diese Montageweise ist gewährleistet, dass sich die Wägezelle durch die erzeugte Gewichtskraft verformen kann und die Dehnungsmessstreifen eine elektrische Spannung erzeugen. Das HMI zur Eingabe der Flüssigkeitsdosierung wird, entgegen der ursprünglichen Idee, auf dem Gehäuse montiert, um es einfacher bedienen zu können.
Neben dem Gehäuse aus Holz wurden weitere Bauteile aus Kunststoff mittels dem Fused Deposition Modelling (FDM) Verfahren gefertigt, welche hauptsächlich die Funktion haben, einzelne Komponenten in Position zu halten. Folgende Bauteile wurden per FDM gefertigt und verbaut:

  • Aufnahme für das HMI (Deckel des Gehäuses)
  • 2 Ausgüsse mit Schlauchdurchführung, inkl. 2 Halter für die Ausgüsse
  • Halterung für das Netzteil
  • Halterung für die Peristaltikpumpe
  • Wiegeteller

In den folgenden Abbildungen ist links das 3D-Modell und rechts die Umsetzung dessen in die Realität zu sehen:


EINFÜGEN


Die elektrische Verbindung von HMI zu dem ArduinoMega erfolgt über ein Flachbandkabel. Der Arduino selbst ist so im Gehäuse montiert, dass seine USB-Schnittstelle für eventuelle Änderungen gut zugänglich ist. Alle Verkabelungen, welche vom Arduino abgehen, sowie die Verbindungen am Spannungswandler sind fest verlötet. Die restlichen Verbindungen sind steckbar.

In folgender Abbildung ist der Verdrahtungsplan zu sehen:


EINFÜGEN



Software

Die Umsetzung der Software wird auf dem Mikrocontroller ArduinoMega mittels der Mathworks Software Simulink realisiert. Sie besteht aus vier wesentlichen Bestandteilen:

  • Darstellung und Funktionen des Touchdisplays
  • Messsignalverarbeitung
  • Regler
  • Pumpenansteuerung

Für die Programmierung des Displays sind verschiedene Bibliotheken erforderlich, welche zum Beispiel Funktionen für Buttons und deren Darstellung beinhalten, worüber dann unter Anderem Sollwerte vorgegeben und eine Kalibrierung durchgeführt werden können.
Das Messsignal wird als Digitalwert empfangen. Nach korrekter Kalibrierung des Gewichtssensors, kann aus dem Digitalwert ein Gewicht abgeleitet werden.
Der verwendete P-Regler regelt den Füllvorgang des Behälters, indem er das Fördervolumen der Pumpe steuert. Das Füllen des Behälters entspricht einem System mit I-Verhalten und bildet unsere Regelstrecke.
Bei der Peristaltikpumpe handelt es sich um einen Stepmotor, welcher mittels Pulsweitenmodulation (kurz: PWM) angesteuert wird.
Aus diesen Komponenten lässt sich dann folgender Regelkreis zur Regelung des Gesamtsystems erstellen und umsetzen:


EINFÜGEN Screenshots

Sensor- & Messtechnik

Primärsensor & Signalanpassung

Als Primärsensor kommt ein Dehnungsmessstreifen (kurz: DMS) zum Einsatz. Dieser beruht auf dem dehnungsresistiven Effekt. Hierbei kommt es in Folge mechanischer Ausdehnung zu einer Änderung des elektrischen Widerstands eines Leiters durch Einwirken der zu messenden mechanischen Größe. Letztere ist in unserem Fall eine Gewichtskraft. Im Hook’schen Bereich des Leitermaterials gilt für die Steigung k der Hook’schen Geraden:



Für die Widerstandsänderung in Folge einer Dehnung ergibt sich demnach:



Hierbei ist ein Dehnfaktor, der materialabhängig und einem Datenblatt zu entnehmen ist. ist der Basiswiderstand des DMS im ungedehnten Zustand. ist die Gesamtlänge des Leiters und die Änderung der Leiterlänge in Folge der Dehnung . Die Widerstandsänderungen sind im Verhältnis zum Basiswiderstand des DMS sehr gering, weshalb auch die Spannungsänderungen an den DMS gering sind. Daher ist die Verschaltung eines/mehrere DMS in Brückenschaltung notwendig. Die Schaltung an der in diesem Projekt verwendeten Wägezelle besteht aus vier DMS, die zu einer Vollbrücke aufgebaut sind. Die DMS sind paarweise so angeordnet, dass sich ihre Empfindlichkeitsrichtungen gegenüberstehen. Auf der Wägezelle sieht das wie in Abbildung XY dargestellt aus.

  • Abbildung 3: Vier DMS in Brückenschaltung an der Wägezelle (links)[1] und das Schaltbild (rechts)

Gemessen wird die Potentialdifferenz zwischen Knoten 2 und 3 aus Abbildung XY, welche sich mit der Formel



berechnet, Wobei die Brückenspeisespannung konstant ist. Wie bereits beschrieben, sollen sich die Empfindlichkeitsausrichtungen gegenüberstehen, was im Falle der Vollbrücke bedeutet

und

Werden diese Zusammenhänge in die obige Gleichung eingesetzt, so vereinfacht sich diese zu



Es handelt sich also um einen linearen Zusammenhang zwischen der Ausgangsspannung und der Widerstandsänderung. Laut Datenblatt des Sensors beträgt die Ausgangsempfindlichkeit bei maximaler Belastung der Wägezelle. Die genutzt Versorgungsspannung beträgt in unserem Fall , was für die maximale Ausgangsspannungsänderung einen Bereich von



ergibt. Die Vollbrückenschaltung liefert also immernoch sehr kleine Ausgangsspannungswerte, weshalb eine Verstärkerschaltung benötigt wird. Ein HX711 Breakout-Board ist speziell für Wägezellen entwickelt worden und beinhaltet einen programmierbaren Verstärker, einen 24-Bit Analog-Digital-Wandler, eine Digitalschnittstelle und weitere Komponenten (siehe Abbildung XY).

  • Abbildung 3: Blockschaltbild und äußere Beschaltung des HX711 Chips

Mit dem Verstärker lassen sich Verstärkungen von 128 (für Eingangsspannungsdifferenzen von ) oder 64 (für Eingangsspannungsdifferenzen von ) einstellen. Für die eben berechneten maximalen Ausgangsspannungsdifferenzen unserer Wägezelle () wird eine Verstärkung von 128 gewählt, sodass bei maximaler Belastung eine verstärkte Spannung von max. erzielt wird. Diese Spannung wird vom 24-Bit A/D-Wandler digitalisiert. Als Referenzspannung für den A/D-Wandler dient die Versorgungsspannung, wodurch sich für eine Quantisierungsstufe eine Auflösung von



ergibt. Bezogen auf unseren Messbereich können also



Werte unterschieden werden. Das bedeutet, dass die theoretisch kleinste messbare Gewichtsänderung



beträgt, was aufgrund von Messrauschen, Vibration, Temperatur- oder sonstigen Umwelteinflüssen in der Praxis nicht erreicht werden kann.

Serielle Schnittstelle

Die dem A/D-Wandler nachgeschaltete Digitalschnittstelle übernimmt die Kommunikation nach außen zu unserem Mikrocontroller. Wenn am Daten-Pin „DOUT“ ein HIGH-Pegel anliegt, so ist die A/D-Wandlung noch nicht abgeschlossen. In dieser Zeit muss der Clock-Pin „PD_SCK“ auf LOW gesetzt sein. Wenn DOUT seinen Pegel von HIGH auf LOW wechselt, ist eine A/D-Wandlung abgeschlossen und es kann der Messwert ausgelesen werden. Dazu müssen 25 Pulse vom Arduino an PD_SCK geschickt werden. Ein Puls ist dabei ein HIGH-Pegel, gefolgt von einem LOW-Pegel, welche beide ca. 1µs gehalten werden sollen. Mit jedem Puls wird ein Bit an den Daten-Pin DOUT weiter geshiftet, welches vom Arduino eingelesen wird. Nach dem 25. Puls wird DOUT wieder auf HIGH gezogen, bis die nächste Wandlung abgeschlossen ist. Das 24-Bit Datum wird als Zweierkomplementzahl, angefangen beim höchstwertigsten Bit, übertragen. Softwareseitig muss der Wert also in einem 32-Bit Integer gespeichert werden. Die Timing-Tabelle zeigt Abbildung XY.

  • Abbildung 3: Timing-Tabelle der seriellen Datenübertragung

Der Sensor liefert also einen 24-Bit Wert. Da es sich wie beschrieben um lineare Zusammenhänge handelt, kann eine Sensorkalibrierung mit zwei Messpunkten erfolgen. Die erste Messung stellt das „Nullen“ der Rohwerte (Offsetkompensation) dar, sodass sich eine Ursprungsgerade ergibt. Alle Rohdatenmessungen müssen nachfolgend offsetkompensiert genutzt werden. Mit der zweiten Messung lässt sich die Steigung der Geraden berechnen. Eingangswerte sind die offsetkompensierten Rohdaten (x-Achse), Funktionswerte sind die Gewichte in Gramm (y-Achse). Gegeben sind also die Punkte

und

: Offsetkompensierter Rohwert bei Auflegen eines bekannten Kalibriergewichts
: Aufgelegtes, bekanntes Kalibriergewicht in Gramm

Die Steigung (hier mit gekennzeichnet) berechnet sich dann zu

,

sodass die Geradengleichung folgendermaßen aussieht:

Messkette

Auf Basis der erläuterten Zusammenhänge ergibt sich die Messkette in Abbildung XY.

  • Abbildung 3: Messkette des Sensors

Die Dehnung wird von den Dehnungsmessstreifen in Widerstände proportional übersetzt. Als Messschaltung liegt die Vollbrückenschaltung vor, dessen Ausgangsspannung von der Verstärkereinheit mit dem Faktor 128 verstärkt wird. Diese Spannung wird dann analog-digital-gewandelt. Die analoge Spannung liegt also jetzt in digitaler Form als 32-Bit Ganzzahl im Speicher des Mikrocontrollers vor. Die Signalverarbeitung zieht von dem Wert den Kalibrieroffset ab und multipliziert ihn mit der Steigung . Das Ergebnis, welches zunächst digital vorliegt, ist die Masse des vermessenden Objekts, also das Gewicht. Zum Schluss erfolgt die Ausgabe des Ergebnisses z.B. auf dem verwendeten Touchdisplay.

Sensorcharakterisierung

Nach Implementierung der seriellen Schnittstelle und Kalibrierung des Sensors können Messungen getätigt werden. Hierzu wurden zunächst statische Messungen durchgeführt, d.h. es wurde ein bekanntes Gewicht auf den Wiegeteller aufgelegt und vermessen. Angefangen wurde jedoch mit einer Messung ohne Auflagegewicht, um die Streuung der Messwerte um den Nullpunkt zu ermitteln. Das Messergebnis zeigt Abbildung XY.

Komponententest

Ergebnis

Zusammenfassung

Lessons Learned

Projektunterlagen

Projektplan

Projektplan

Projektdurchführung

YouTube Video

Weblinks

Literatur


→ zurück zur Übersicht: WS 22/23: Angewandte Elektrotechnik (BSE)